
Der Almbauer bittet um Respekt
Im Umgang mit Weidevieh gibt es klar definierte Verhaltensregeln – wichtig für alle Almwanderer und Almhüttenurlauber.
Für fachlichen Rat habe ich mir heute Sepp Obweger, den Obmann des Kärntner Almwirtschaftsvereins, in mein „Almboot“ geholt. Der Verein vertritt die Interessen der Almbauern und unterstützt diese bei der Bewirtschaftung der Almen.
Was ist Sepp Obweger besonders wichtig? Seine Antwort ist klar:
„Ich bitte die Almwanderer und Almhüttenbewohner in erster Linie um Respekt – vor den Tieren und den Menschen, die mit ihnen arbeiten. Dann ist eigentlich schon alles im guten Bereich.“
Darüber hinaus gibt es die bekannten zehn Verhaltensregeln im Umgang mit Weidetieren – sie beinhalten alles Wesentliche.
Sepp ergänzt persönlich:
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„Verlass die Alm so, wie du sie selbst vorfinden möchtest – sauber und ohne Müll.“
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„Das gilt auch für den Hundekot. Bitte immer sorgfältig aufsammeln! Hundeexkremente am Gras können für das Weidevieh gefährlich werden.“
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„Weidetiere sind keine Streicheltiere. Sie haben Ruhezeiten, können gestresst oder gereizt sein – auch durch frühere Begegnungen mit Menschen oder Hunden.“
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„Mutterkühe sehen fremde Personen oder Hunde als Gefahr für ihre Kälber. Tatsächlich gehen 95 % aller Konflikte zwischen Weidetieren und Wanderern auf das Zusammentreffen von Mutterkühen und Hundehaltern zurück.“
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„Auch wenn dir manche Tiere zutraulich erscheinen: Verlass dich nicht darauf und halte Abstand.“

Auf der Alm gibt es auch wilde Tiere!
Rund um deine Almhütte wirst du – neben den bekannten Haus- und Nutztieren – auch vielen freilebenden Tieren begegnen. Vielleicht siehst du Murmeltiere, Mäuse, Hasen, Rehe, Füchse oder seltene Vögel. Mein Rat:
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Freue dich am Anblick dieser Tiere.
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Sei bitte leise, um sie nicht zu stören.
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Und ganz wichtig: Füttere sie nicht! Sie finden in der Natur genug Nahrung und brauchen deine Unterstützung nicht.
Falls du mit deinem Hund unterwegs bist:
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Leinenpflicht! Denn dein Hund kann diese Regeln leider nicht lesen – und seine Jagdinstinkte kennen keine Rücksicht.
Vielleicht hast du schon gehört: In manchen Regionen Österreichs gibt es heute wieder Wölfe und Bären, die vor allem den Schafherden zusetzen. Die Wahrscheinlichkeit, einem dieser Tiere zu begegnen, ist sehr gering – aber falls es doch passiert:
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Ruhig bleiben.
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Nicht davonlaufen.
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Stehen bleiben und laute Töne machen.
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Deinen Hund unbedingt an der Leine halten.
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Das Tier wird sich dann in der Regel zurückziehen.
Die Jäger nennen das übrigens „Wild vergrämen“ – also das Wild bewusst vertreiben.
„Gerade weil es Raubtiere wie Wolf und Bär gibt, muss man beim Betreten einer Weide mit Nutztieren besonders sensibel sein. Denn du weißt nicht, was diese Herde schon „erlebt“ hat. Für die Tiere kannst du als fremdes Wesen automatisch wie eine Bedrohung wirken.“

Alles viel zu streng für Dich?
Alle diese Tipps scheinen Dir zu ernst, mit zu viel erhobenem Zeigefinger? Du magst ja Recht haben, aber Du wirst mir bei genauerer Betrachtung sicher zustimmen: Auch aus sicherer Entfernung und bei richtigem Verhalten werden Dir Almtiere große Freude bereiten, es muss ja nicht unbedingt ein Selfie mit ihnen sein.
Notburga Samrock
Almhüttenexpertin, 12 Artikel