Eines hatten die Habsburger Herrscher im Laufe ihrer über 500-jährigen Geschichte gemeinsam: Sie machten die Berge im Alpenraum hoffähig und waren wohl die ersten echten Sommerfrischler und Almhütten-Urlauber Österreichs. Der Unterschied zu heute? Komfortabel waren die damaligen Hütten oder sogenannten „Kasn“ mit Sicherheit nicht. Von Luxus war auf den Almen der Kaiserzeit wenig zu spüren.

Richtig kaiserlich urlauben lässt es sich erst heute – in einer der rund 450 Almhütten Österreichs, die von einfachen Selbstversorgerhütten im Wald bis hin zum Design-Domizil aus Zirben- und Lärchenholz reichen. Die Auswahl zwischen urig und modern ist groß – und von diesem Almluxus konnten selbst die Habsburger nur träumen.

Wer sich heute auf die Spuren der kaiserlichen Sommerfrischler begibt, erlebt ein wahrhaft herrschaftliches Almerlebnis – inmitten der Natur, zwischen Latschen und Zirben. Urlaub auf der Alm war wohl noch nie so komfortabel und zugleich naturnah.

Kaiser Max und die Grillparty

Kaiser Maximilian I. (1459 – 1519) verstand es, selbst die Jagd in Tirol zur großen Show zu machen – sehr zur Freude der Damenwelt. Seine waghalsigen Klettereinlagen in den schroffen Felsen der Martinswand bei Zirl in Tirol sorgten für Bewunderung und Ohnmachtsanfälle bei der hochadligen Gefolgschaft. Einmal trieb er es jedoch zu weit: Er verstieg sich in den Felsen und saß fest. Der Sage nach war es ein Jäger, der ihn rettete – oder ein Engel, der als Retter vom Himmel fiel.

Die Martinswand ist heute ein echter Hotspot für Kletterer. Wer sich für Klettern in Tirol begeistert, kommt am berühmten Kaiser-Max-Klettersteig nicht vorbei – ein Muss für alle, die sich dem Erbe des Kaisers verbunden fühlen.

Doch Maximilian war nicht nur ein Pionier in Felswänden, sondern auch ein passionierter Fischer. Am Heiterwanger See und Plansee bei Reutte perfektionierte er eine frühe Form des „Hunt & Fish“: erst die anstrengende Gamsjagd, danach entspanntes Fischen – und zum Abschluss frisch gegrillte Forellen am Seeufer.

Auch heute genießen Gäste in der Region rund um Reutte fangfrische Tiroler Forellen, meist aber in den Restaurants und Gasthäusern der Umgebung – ganz ohne Jagdabenteuer.

Mädchen isst aus einer Pfanne mit Kaiserschmarren | © Urlaub am Bauernhof Oberösterreich / Pascal Baronit

Im Laufschritt auf die Alm

„Kaiserin Elisabeth war eine außergewöhnliche Sportlerin, die überall im Eilschritt hinaufgestiegen ist“, weiß die Kärntner Historikerin Claudia Fräss-Ehrfeld, die sich eingehend mit der Geschichte der Habsburger befasst hat. Zur Berg- kam die Naturbegeisterung der Kaiserin (1837 bis 1898). Bad Ischl wurde zum Hotspot für ihre alpinen Ausflüge ins Salzkammergut. Fernab vom strengen spanischen Hofzeremoniell in Wien konnte sie endlich aufatmen und die Frische des Sommers genießen.

Ziel ihrer Abenteuerlust war auch die Zwieselalm im Dachsteingebiet sowie die Postalm in Abtenau. In der Postalmhütte wurde sie wohl zur ersten prominenten Almhüttenurlauberin. Noch heute kann man ihr einfach eingerichtetes Zimmer besichtigen, von Komfort keine Spur. Laut den Aufzeichnungen schlenderte die wanderlustige Sissi nicht gemächlich über die Almen, sondern sie joggte (würde man heute sagen). Zum Leidwesen ihrer Köchin, die sie am Berg verpflegen sollte. Der rundlichen, unsportlichen Dame in voluminösen Gewändern mit zahlreichen Unterröcken und Mieder gefiel das gar nicht. So engagierte man kurzerhand ein paar drahtige Einheimische, die die Köchin auf einer Sänfte auf die Alm schleppten.

Almurlaub passt gleichermaßen für Fitte und Bequeme – da hat sich nicht viel geändert. Bis auf die Kleidung, die heute funktionell und praktisch ist, im Gegensatz zu den straff geschnürten Miedern und bodenlangen Röcken der damaligen Zeit.

Eine Person in Tarnkleidung und Hut liegt mit einem Gewehr bewaffnet auf dem Boden, umgeben von herbstlicher Vegetation. | © Urlaub am Bauernhof Salzburg / Daniel Gollner

In den Kaiserschmarrn verliebt

Über Kaiser Franz Josef (1830 bis 1916) weiß Fräss-Ehrfeld vor allem zu berichten, dass er die Berge rund um Bad Ischl vor allem wegen des dort in großer Zahl herum hüpfenden Wildes schätzte. „Er war ein wirklich leidenschaftlicher Jäger.“ 82 Sommer lang ging er zünftig gekleidet in Lodenjoppen, Lederhosen und Haferlschuhen auf die Pirsch, die kaiserliche Uniform blieb im Kasten. Gern besuchte auch er die eine oder andere Hütte, um sich dort zu stärken und zu übernachten. In so einer Kasn habe ihm ein Hüttenwirt einst einen „Kasn-Schmarrn“ mit extra viel Butter, Eiern und Schwarzbeeren vorgesetzt. Die kaiserliche Hoheit zeigte sich davon dermaßen angetan, dass der köstliche Schmarrn künftig unter dem Namen „Kaiserschmarrn“ firmierte. Das beliebte Hüttengericht mundet Wanderern und Skifahrern bis heute.

„Im Jahr 1856 besuchte Kaiser Franz Josef gemeinsam mit seiner Sissi das Land Kärnten. Bei dieser Gelegenheit unternahm der Monarch von Heiligenblut aus einer mehrstündigen Wanderung, die ihn bis an den Rand des Pasterzengletschers führte“, berichtet die Historikerin. Die Stelle, von der aus „Seine Majestät“ den Großglockner anhimmelte, ist nach ihm benannt. (Kaiser Franz-Josefs-Höhe). Danach muss er wohl ausgerufen haben: „Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut.“

Eine Frau und ein Mädchen in traditioneller bayerischer Tracht vor einer rustikalen Holzhütte mit Blumenbeeten und umgeben von berghafter Landschaft. | © Urlaub am Bauernhof Salzburg / Daniel Gollner

Ein Gebirgsbär als erster Alpintourist

„Die Habsburger waren umfassend gebildet und vor allem in der Naturwissenschaft sehr bewandert. Herausragend war sicher Erzherzog Johann von Österreich“, sagt die Präsidentin des Geschichtsvereins in Kärnten. Johann (1782 bis 1859) war ein geschickter Kletterer, der fit wie ein Turnschuh war. „Die sportliche Komponente war ihm egal, im Vordergrund stand das Naturerlebnis“, sagt Fräss-Ehrfeld.

„Zu Anfang des 19. Jahrhunderts waren unsere Gebirge vollkommen unbekannt. Es gab keine Touristen. Ich war der erste,“ schrieb er in seinen Aufzeichnungen. Im Laufe seines Lebens sammelte er unzählige Gipfel in den österreichischen Alpen. Das trug ihm den Spott des Wiener Hochadels ein, der ihn „Gebirgsbär“ nannte. Die Kärntner Historikerin lobt ihn jedoch in den höchsten Tönen. „Er war einer, der sich für Kärnten und die Steiermark eingesetzt hat. Von der Natur bis zur Kultur.“ Die Erzherzog Johann Schutzhütte am Großglockner, die nach ihm benannt wurde, ist auf 3454 Metern die höchstgelegene Schutzhütte Österreichs.

Er war wohl auch der erste Adelige, der sich mit dem Brandhof am Seeberg 1818 mitten in den Bergen einen Zweit-Wohnsitz schuf.  Auch seine praktische Kleidung war ganz auf Alpinismus getrimmt. Auf den bildlichen Darstellungen sieht man ihn in steirischer Trachtenjoppe, Knickerbockern und Ausseer-Hut, seine Frau Anna Plochl (Gräfin von Meran) hingegen mit Tiroler Dirndln, die noch heute von der gräflichen Familie Meran bei Familienfesten getragen werden.

Trachtenanzug und Knickerbocker haben heute ausgedient, wenngleich ein fesches Dirndlkleid und eine Joppe auf der Alm noch immer gute Figur machen.

Elisabeth Tschernitz-Berger

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